Operative Klänge. Zur Analyse klanglicher Subjektivierung in Rock’n’Roll.
Es ist ein Gemeinplatz, dass Klang eine Wirkungsmacht in Kulturen zeitigen kann. Diese wird in der Musik- und Klangforschung oft in Hinblick auf die Konstitution von Subjekten mittels Klang und klangbezogener Diskurse, Praktiken, Institutionen und Technologien perspektiviert. Ein empirisch fundierter und zugleich klanganalytisch orientierter Zugang zur klanglichen Subjektivierung fehlt jedoch noch. Eine eingehende Beschäftigung mit konkreten Klängen schließt in der Regel eine differenzierte Auswertung historischer Quellen (oder ethnographischer Daten) aus und umgekehrt. Diese methodisch-theoretische Kluft adressiere ich mit dieser Studie. Ich stelle die These auf, dass eine technische Konzeptualisierung musikalischen Klangs eine quellenfundierte und klangnahe Analyse seiner subjektivierenden Kraft ermöglicht. Am Fall der Rock'n'Roll-Kultur in den USA der 1950er Jahre begründe ich diese These, indem ich ausgehend von einer technischen Konzeptualisierung musikalischen Klangs einen analytischen Zugang zur klanglichen Subjektivierung entwickle und erprobe. Damit zeige ich, wie Hörinfrastrukturen, Hörtechniken, kulturelle Codes und Körperpraktiken der Rock'n'Roll-Kultur dadurch konstituiert wurden, dass Klänge drei Operationen vollzogen: Speichern, Verarbeiten und Übertragen. In dieser Studie argumentiere ich, dass Klänge als kulturelle Agenten eigenes Rechts erschlossen werden können, wenn man sie als ›operative Klänge‹ begreift.
Kontakt: galvez@uni-bonn.de